Karriereende der Sportakrobaten Finia Falch und Linus Monz

Als 2015 Linus Monz bei den Sportakrobaten des SVM schnupperte, ging die gemeinsame sportliche Reise der Beiden los. Mit Vorerfahrungen im Baseball und Turnen war das eine eher spannende Aufgabe ein Sportakrobat zu werden, für ihn, wie auch für alle Beteiligten. Finia Falch trainierte damals schon als Sportakrobatin in einer Damengruppe als Oberfrau. Nach ein paar Monaten wurde klar, dass sich aus den Beiden etwas grandioses entwickeln könnte. So beschloss das Trainerteam die ein und andere Gruppen Zusammenstellung zu ändern und ein Mix Paar aus Monz und Falch zu kreieren.
Nach nur einem Jahr gemeinsamen Training gewann das Duo überraschend bei ihrem ersten gemeinsamen großen Wettkampf den Deutschen Jugendmeistertitel. Dies sollte der Anfang einer spannenden Reise für die Sportler und Trainerin Celine Caro Bauder werden.
Danach lernten die Beiden neue schwere Elemente wie im Flug. Der übliche Respekt vor Tempopassagen, wie hohen Flugelementen, fehlte dem Duo und sie gingen mit viel Mut und Ehrgeiz die an sie gestellten Aufgaben an. Lange mussten die Beiden einen Größenabzug hinnehmen, da Finia mit sechs Jahren Unterschied für das internationale Geschehen zu Beginn zu klein war. In einem stetig ansteigenden Trainingspensum, vielen internationalen Lehrgängen, Workshops mit Choreographen, Wettkämpfen in Portugal, Bulgarien, der Schweiz und Italien folgte 2019 die Aufnahme in den Bundeskader. Dort entwickelten sich die Zwei sehr zügig weiter und wurden 2020 verdient für die anstehende Weltmeisterschaft in Genf nominiert.
Doch dann kam Corona, aus sechsmal die Woche gemeinsamen Training wurde individual Training zuhause. Die Weltmeisterschaften wurden abgesagt und zunächst stand die ganze Welt auf Stopp. Auf ihrem Höhepunkt war dies ein herber Rückschlag. Linus und Finia, LiFi, wie das Paar genannt wurde, steckten den Kopf nicht in den Sand. Motiviert durch ihr Umfeld, Verein und Trainer arbeiteten sie noch härter. Ein Jahr später, im Juni 2021 fand dann endlich die lang ersehnte WM statt. In der direkten Vorbereitung auf ihren wichtigsten Wettkampf trotzten sie abermals den Umständen und zeigten trotz Pause bei der WM 2021 in Genf eine gute Leistung. Ein Finaleinzug war nach diesem Rückschlag aber leider nicht möglich.
Nur ein paar Monate später ging es für das Duo zur Europameisterschaft nach Pesaro, Italien. Deutlich war, dass der Trainingsrückstand aufgeholt werden musste. So fielen Urlaub und geplante Erholungsphasen weg. Mit dem Wissen, dass man mehr zeigen konnte als in Genf, wurden die Beiden abermals nominiert und bewiesen vor allem ihre Ausnahmequalitäten in ihrer starken Tempoübung. Mit welcher sie letztendlich auf der Europameisterschaft ins Finale einzogen und einen grandiosen und überraschenden fünften Platz belegten. Eine sonst von keinem Paar je gezeigte Hand Hand gestreckt im link, Doppelsalto Kombination sorgte bei den Kampfrichtern und geringem Publikum stets für Begeisterung. Dazu gehört eine Menge Vertrauen von Oberfrau Finia zu Linus, denn all die Elemente, die sie zeigten, sind Höchstschwierigkeiten. Dennoch war Linus sich sicher, dass er Finia in jeder Situation aus der Luft fangen und sicher zum Stand bringen kann. Nicht nur technisch, sondern auch choreographisch reiften die Beiden zu einem ganz besonderen Duo. Ihre speziellen Choreografien bewegten das Publikum und Kampfgericht ganz im Inneren. Sie kreierten Momente mit ihren Geschichten, die die Menschen berührten und mitnahmen, welche auf kurze spannende Augenblicke trafen. Mit Sicherheit war auch dies mit ein Grund des Erfolgs.
Für Finia und Linus ist nach dem Erreichen des fünften Platzes auf der Europameisterschaft die gemeinsame Karriere beendet, aber sicher nicht die Verbundenheit.
Warum ist dann Schluss fragen sich Viele? Schon zu Beginn war klar, dass es nach dem Junioren 2 Bereich, Sportler zwischen 13 und 19 Jahren, in dem sie dieses Jahr geturnt haben, das Alter für internationale Wettkämpfe nicht passen wird. Im Seniorenbereich muss die Oberpartnerin 15 Jahre alt sein, und das wird Finia erst 2023. Das würde eine sehr lange Wartezeit bedeuten, in der die körperlichen Voraussetzungen nicht besser werden. Finia ist bereits sehr groß für eine Oberfrau und es wäre schwierig das Niveau zu halten. Somit hatten beide Sportler den Wunsch lieber auf ihrem Höhepunkt die gemeinsame Karriere zu beenden.
Die Frage, ob man der Sportakrobatik endgültig den Rücken zukehren möchte, folgte schnell. Einig sind die Beiden sich, dass Sportakrobatik eine faszinierende Sportart ist, welche man nicht einfach aus seinem Leben streichen möchte. Linus widmet sich mit voller Konzentration erstmal seinem in der Pandemie begonnenen Studium. Dennoch trainiert er in Mergelstetten ab und zu, so wie es ihm die Zeit neben des Studiums ermöglicht. Finia konzentriert sich vorerst ebenfalls etwas mehr auf die schulischen Aufgaben und wird sich möglicherweise als Unterfrau probieren.
Anfragen von anderen deutschen Vereinen für Beide Sportler gab es bereits, dennoch haben sie sich entschieden, dass sie zu Hause im privaten Umfeld und vor allem beim SV Mergelstetten bleiben möchten.
Sicher haben die Beiden die Tür für weitere talentierte Sportler vom SVM auf internationaler Ebene geöffnet. Sowohl der Bundestrainer als auch die Führung des Verbandes weiß, dass in Mergelstetten guter Sport betrieben wird. Auch Trainerin Celine Caro Bauder ist mit dem Mix Paar sozusagen als Trainerin groß geworden. Sie hat mehrere Trainerscheine absolviert und wird in Zukunft als Honorartrainerin für den Deutschen Sportakrobatik Verband arbeiten.

2021 - Bericht - Sportakrobatik - Karriereende LiFi
©2021 Felix Kuntoro